Die seit Januar geltende neue Führerscheinregelung soll den Motorradmarkt beleben. Die Maximalleistung für Neulinge wurde auf 35 kW / 48 PS angehoben. Triumph offeriert hier die gedrosselte Street Triple. Der Dreizylinder muss dabei mehr als die Hälfte seiner normalen Leistung lassen. Das klingt wenig attraktiv – ist es aber erstaunlicherweise.
Die Street Triple wurde für 2013 gerade erst überarbeitet und darf als einer der Eckpfeiler im Programm der Briten gelten. Der 675-Kubik-Triple begeistert Motorradfahrer schon seit Jahren durch seine Potenz und das typische Dreizylinder-Brüllen. Dazu ist der kleine Street Fighter aufgrund seiner kompakten Maße ein äußerst agiles Zweirad, das wie gemacht zum Kurvenräubern ist. Das absolut neutrale Fahrverhalten flößt auch Fahrern sofort Vertrauen ein, die im Alltag ansonsten mit weit unter 78 kW / 106 PS unterwegs sind. Die 675er lässt sich spielerisch leicht dirigieren und glänzt dank des gut ausbalancierten Fahrwerks mit feinsten Manieren. So bedarf es auch weit weniger Druck auf den Lenker als es die leicht nach vorn gebeugte Körperhaltung vermuten lässt. Alles in allem gute Voraussetzungen also für Führerscheinneulinge. Doch der Antrieb liebt hohe Drehzahlen und lebt von ihnen. Der rote Bereich der Street Triple beginnt erst bei 12 500 Umdrehungen in der Minute. Kann es da gut gehen, ihm stolze 58 PS zu rauben?
Wie bereits angedeutet: Ja, es kann. Triumph ist mit der 48-PS-Abstimmung eine echte Überraschung gelungen. Die Street Triple hat so gut wie nichts von ihrem Charakter eingebüßt. Nach wie vor brüllt der Motor beeindruckend aus dem Endrohr und – was noch viel wichtiger ist – er dreht nach wie vor sehr hoch. Mit welcher 35-kW-Maschine bitte schön lässt sich im ersten Gang locker bis Tempo 100 (!) fahren? Natürlich muss man das nicht (und tut es in der Regel auch nicht), aber es zeigt, dass der faszinierende Charakter der kleinsten Triumph in die Einsteigerklasse hinübergerettet werden konnte.
Wer sich auf die Drehzahlfreudigkeit einlässt, der lässt die Muskeln der Street Triple auf der Landstraße bevorzugt im zweiten und dritten Gang spielen, wo bei der Konkurrenz längst der Begrenzer dem Spaß ein Ende gesetzt hätte. Die Einsteiger-Triumph wirkt dabei alles andere als angestrengt, auch wenn das Drehmomentmaximum weit früher anliegt als bei der offenen Ausführung. Dafür musste sie aber auch nur elf Newtonmeter abgeben. Dass man auf der „eingebremsten“ Version fährt, merkt man am eigentlich nur an dem extrem kurzen Weg des Gasgriffs, denn Triumph bedient sich für die Leistungsreduzierung der Begrenzung des Drosselklappenanschlags. Die reinen Materialkosten belaufen sich auf 45 Euro, inklusive Montage dürfte sich der Eingriff auf rund 100 Euro belaufen.
Mit 8440 Euro spielt die 35-kW-Street-Trple preislich in einer anderen Liga als die speziell für die neue Führerscheinklasse konzipierten Modelle anderer Anbieter. Dafür gibt es aber nach zwei Jahren die Option, fast die volle Leistung abzurufen. Fast, weil Triumph der EU-Regelung gefolgt ist, nach der die Ausgangsbasis eines auf 48 PS gedrosselten Modells nicht mehr als 70 kW / 95 PS haben darf, während Deutschland sich am Ende für einen Alleingang ohne Limit entschieden hat. Dem Street-Triple-Käufer stehen daher ab Werk nur die 95 PS der entsprechend homologierten Variante zur Verfügung. Aber auch die dürften mehr als ausreichend für die spektakuläre Gangart der kleinen Britin sein. Wer dennoch Wert auf die restlichen elf PS legt, der muss sich den Gaswegbegrenzer von Alpha-Technik bestellen und in seine 106-PS-Version einbauen lassen. (ampnet/jri)
Daten Triumph Street Triple 35 kW
Motor: Reihen-3-Zylinder-Viertakt, flüssigkeitsgekühlt, 675 ccm
Leistung: 35 kW / 48 PS bei 9150 U/min
Max. Drehmoment: 57 Nm bei 4500 U/min
Getriebe: 6 Gänge
Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
Gewicht (vollgetankt): 183 kg
Sitzhöhe: 800 mm
Tankinhalt: 17,4 Liter
Bereifung: 120/70 ZR 17 (vorne), 180/55 ZR 17 (hinten)
Preis: 8.440 Euro